Geologische Risiken wie zum Beispiel Hangbewegungen oder Felsstürze stellen vor allem im Alpen- und Mittelgebirgsraum eine versteckte Gefahr für Leben, Sachwerte und Infrastruktur dar. Steinschlag, Felsstürze, Rutschungen und Erdfälle sind die natürliche Folge von Verwitterungsvorgängen von Gesteinen. Der Klimawandel verstärkt diese Folgen: In den Wintermonaten kommt es vermehrt zu sogenanntem Frost-Tau-Wechsel. Dabei dringt Wasser in Felsklüfte ein, gefriert, taut auf und gefriert erneut. Dadurch werden Felsen gelockert, es kommt zu Absprengungen und die Risiken häufen sich.
Das betrifft nicht nur Gebäude und Infrastruktur. Felsstürze und Steinschläge an Straßen können Unfälle verursachen. Es ist wichtig, die Gefahrenbereiche zu kennen, um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.
Darum gibt es am Staatlichen Bauamt Passau das Sachgebiet Georisiken, das die Felssicherungsarbeiten an der B 388 zwischen Passau und Obernzell oder an der Rusel im Landkreis Deggendorf koordiniert. Um herauszufinden, mit welchen Maßnahmen die Felssicherung noch effektiver gestaltet werden kann, haben die Mitarbeiter des Sachgebiets zusammen mit der Landesbaudirektion im Jahr 2022 aufwendige Fallversuche organisiert. In einem Steinbruch im Landkreis Passau fanden unter realen Bedingungen insgesamt zwölf Versuche statt, bei denen drei verschiedene Netztypen getestet wurden. Steinbrocken mit einem Gewicht von 151 bis 320 Kilo wurden aus 20 bis 25 Metern Höhe fallengelassen, mithilfe mehrerer im Gelände platzierten Kameras Fall- und Aufprallverhalten sowie die Reaktion der Schutzzäune festgehalten. Im Nachhinein werden die Aufnahmen ausgewertet.
Felssicherungsmaßnahmen
Auf und an der Staatsstraße 2319, die zwischen Hundsruck und Papiermühle (Lkr. Passau) entlang eines Felshangs verläuft, fanden die Straßenwärter immer wieder Steine und Geröll. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, waren Felssicherungsarbeiten erforderlich. Mit Hangnetzen und Felszäunen wurde der Hang im Sommer 2022 gesichert, um Autofahrer vor Steinschlag zu schützen.
Um die Steinschlagschutzzäune zu befestigen, wurden in die Felsen drei Meter tiefe Löcher für die Felsnägel gebohrt. Die beauftragte Firma hat Erfahrung mit Felssicherungen im Hochgebirge, ist zum Beispiel auch an den Alpenpässen in Österreich und der Schweiz im Einsatz. Damit verglichen mag ein Felshang in Niederbayern harmlos erscheinen, doch die Voraussetzungen für die Arbeiten sind dieselben wie im Hochgebirge: Das Anbringen der Felszäune erfordert Spezialgeräte und speziell ausgebildete Fachleute.