Heiliger Nepomuk krönt
die Isarbrücke in Plattling
Zum Bau der Ortsumgehung Plattling hat das Staatliche Bauamt Passau einen Kunstwettbewerb ausgelobt. In einem anonymen Wettbewerbsverfahren ist der Entwurf von Künstler Bernd Stöcker aus Triftern ausgewählt worden: Er hat eine Bronzeskulptur geschaffen, die auf einem etwa vier Meter hohen Granitpfeiler steht. Der Künstler hat den Brückenheiligen, mit dem Kreuz in der rechten Hand die Brücke segnend, gestaltet. Durch seine Größe sowie die Ausrichtung der Zille quer zur Fahrbahn ist das Kunstobjekt von weitem für Autofahrer, für Radfahrer auf dem Isarradweg und für Fußgänger gut zu erkennen. Aus neun eingereichten Arbeiten war der Entwurf des Künstlers in einem anonymen Wettbewerbsverfahren ausgewählt worden.
In einer Feierstunde, an der auch der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter, teilnahm, wurde die Nepomuk-Statue eingeweiht.
„Das beeindruckende Kunstobjekt St. Nepomuk als Brückenheiliger auf einer Zille in der Tradition der Plattlinger Wasserprozession auf der Isar zeigt sich in voller Größe“, sagte Ltd. Baudirektor Norbert Sterl, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau, der die Gäste zur feierlichen Einweihung begrüßte. Das Kunst-am-Bau-Projekt, in das der Freistaat Bayern rund 80.000 Euro investiert hat, ist Teil des Großprojektes Ortsumgehung Plattling, das mit der Einweihung des St. Nepomuk seinen krönenden Abschluss fand.
„Die Figur des Heiligen Nepomuk ist das Herzstück der Umgehung“, sagte Staatsminister Christian Bernreiter. 80.000 Euro hat der Freistaat Bayern in das neue Denkmal investiert, mit dessen Einweihung das Projekt Ortsumgehung Plattling abgeschlossen ist. Mit rund 57 Millionen Euro Gesamtkosten sei diese Projekt ein „Investitionsschwerpunkt im Straßenbau der letzten Jahre“ gewesen.
Die Ostumgehung bringe für die Stadt Plattling eine große Entlastung und zugleich eine Verbesserung der Lebensqualität, waren sich Landrat Bernd Sibler und Bürgermeister Hans Schmalhofer einig.
Künstler Bernd Stöcker gab Einblick in die Entstehungsgeschichte der Skulptur, für die er viel über den Heiligen Nepomuk recherchiert habe. Der böhmische Heilige, der in Prag von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt wurde, wacht nun über die neue Brücke, die nach ihm benannt wurde.
Dekan Josef Geismar und Pfarrerin Karolin Gerleigner segneten die Bronzeskulptur und gedachten auch des Arbeiters, der auf der Baustelle tödlich verunglückt war. Die Stadtkapelle Plattling unter Leitung von Lorenz Pfisterer umrahmte die Einweihung musikalisch.
Der Wettbewerb
Das Staatliche Bauamt Passau hat den Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung an der Isarbrücke in Plattling abgeschlossen. Wettbewerbsaufgabe war die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Brückenheiliger St. Johannes Nepomuk. Einstimmig wählte das Gutachtergremium in einem anonymen Wettbewerbsverfahren aus neun eingereichten Arbeiten den Entwurf des Künstlers Bernd Stöcker aus Triftern zur Realisierung aus.
Bernd Stöcker, Triftern
Nepomukwallfahrt
Bernd Stöckers Wettbewerbsarbeit, eine Darstellung des Brückenheiligen auf einer Zille, erinnert an den über 100 Jahre alten Plattlinger Brauch der Wasserprozessionen auf der Isar. Hoch aufgerichtet, mit dem Kreuz in der ausgestreckten
rechten Hand die Brücke segnend, steht die etwas überlebensgroße Skulptur aus Bronze auf einer etwa vier Meter hohen Betonsäule wie auf einem Brückenpfeiler. Sie ist durch ihre Größe sowie die Ausrichtung der Zille quer zur Fahrbahn
von weitem für Autofahrer, für Radfahrer auf dem Isarradweg und für Fußgänger gut zu erkennen.
„Nicht nur die Wahl des Motivs sowie Größe und Situierung des Kunstobjekts wurden positiv bewertet“, erklärt der Vorsitzende des Berufsverbands Bildender Künstler Niederbayern, Hubert Huber, der die Gutachtersitzung als Vorsitzender leitete. „Auch die Qualität des eingereichten Bronzemodells sowie eines in Originalgröße ausgeformten Kreuzes, die eine hohe künstlerische Qualität erwarten lassen, beeindruckte die Jury.“
Die Arbeit von Bernd Stöcker wurde daher von dem Gutachtergremium auch einstimmig zur Realisierung empfohlen. Das Staatliche Bauamt Passau wird den Künstler mit der Ausführung des Kunstobjektes, für das rund 80.000 Euro bereitgestellt wurden, beauftragen.
Die Jurymitglieder freuen sich über das Wettbewerbsergebnis und den prämierten Gestaltungsvorschlag von Bernd Stöcker: Günther Rösch (von links), Günther Kleiner, Lutz Mandel, Robert Wufka, Norbert Sterl, Hans Schmalhofer, Kurt Stümpfl, Hubert Huber, Roland Pfauntsch, Kathrin Tost, Helmut Langhammer, Kristina Pilzer und Karin Rankl.
Acht weitere Wettbewerbsarbeiten
Acht weitere Künstler hatten Wettbewerbsarbeiten eingereicht: Wolfgang Auer aus Friedberg, Dominik Dengl aus Malching am Inn, Edeltraut Göpfert aus Vilshofen, Alexander Hintersberger aus Hengersberg, Martina Kreitmeier aus Vilsheim, Christian Schafflhuber aus Passau, Ulrike Ströbele aus Untergriesbach und Christian Zeitler aus Passau hatten ebenfalls Vorschläge für die künstlerische Gestaltung an der neuen St.-Nepomuk-Brücke in Plattling ausgearbeitet, die die Wettbewerbsaufgabe mit hoher Qualität in vielfältige Gestaltungsideen umsetzten.
Texte: Alexander Hintersberger, Maria Kreitmeier, Ulrike Ströbele, Edeltraut Maria Göpfert, Dominik Dengl, Wolfgang Auer, Christian Schafflhuber, Christian Zeitler; Fotos: Staatliches Bauamt Passau, Sabine Süß
Die Jury
Neben Hubert Huber als Vorsitzendem beurteilten die eingereichten Arbeiten auch der Künstler Helmut Langhammer aus Pressath, Bürgermeister Hans Schmalhofer und Kathrin Tost vom Kulturreferat als Vertreter der Stadt Plattling, der Vorsitzende des St.-Johann-Nepomuk-Vereins Plattling e.V., Günther Rösch, Ministerialrat Lutz Mandel für das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, Leitender Baudirektor Günther Kleiner für die Regierung von Niederbayern sowie die Leitenden Baudirektoren Robert Wufka und Norbert Sterl für das Staatliche Bauamt Passau, das den Kunstwettbewerb im Rahmen des Brückenneubaus ausgelobt hatte. Als stellvertretende Gutachter und Berater wirkten des Weiteren Baudirektor Kurt Stümpfl vom Staatlichen Bauamt Passau und Plattlings Stadtbaumeister Roland Pfauntsch mit. Die Vorprüfung der Wettbewerbsarbeiten führten Karin Rankl und Kristina Pilzer vom Staatlichen Bauamt Passau durch. Die Sitzung des Gutachtergremiums fand im Plattlinger Rathaus statt. Um das Auswahlverfahren als Präsenzveranstaltung ermöglichen zu können, hatten die Teilnehmer für die Dauer der Sitzung die Regelungen der Corona-Arbeitsschutzverordnung sowie des Schutz- und Hygienekonzepts zu beachten.
Warum gibt es bei staatlichen Baumaßnahmen „Kunst am Bau“?
„Kunst am Bau“ ist für die Bayerische Staatsregierung ein integraler Bestandteil der staatlichen Bauaufgabe, ein Element von Baukultur. Die Selbstverpflichtung des Freistaates Bayern, Aufträge an bildende Künstler zu vergeben, ist
in den Richtlinien für die Durchführung von Hochbauaufgaben des Freistaates Bayern (RLBau) geregelt, einer gemeinsamen Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr und des Bayerischen Staatsministeriums
der Finanzen und für Heimat. Darin findet sich die Festlegung, dass bei bedeutenden Baumaßnahmen im staatlichen Hochbau auch „Aufträge an bildende Künstler“ vorzusehen sind. Die Zweckbindung „für Aufträge an bildende Künstler“ verbietet
den Kauf von Kunstwerken bei Dritten, also im Kunsthandel und in Galerien. Zielsetzung bei der „Kunst am Bau“ ist es, in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst mit Planern und Künstlern gemeinsam Lösungen für spezielle
Raumsituationen zu entwickeln. Kunstwerke ohne örtlichen Bezug zu Bauwerk, Standort und Umfeld zu kaufen, d.h. „fertige Kunst“ zu sammeln, ist dagegen Aufgabe von Museen und Sammlungen, die die Werke meist auch in einem neutralen
Umfeld präsentieren.
„Kunst am Bau“ ist eine gezielte Förderung durch den Staat, um den Entfaltungsraum und die hohe Qualität zeitgenössischer bildender Kunst zu erhalten, mit dem Anspruch, ein breites Publikum zur Beschäftigung mit „Kunst am Bau“ anzuregen.
Natürlich hat „Kunst am Bau“ auch eine finanzielle Förderung bildender Künstler zum Ziel. Der Freistaat Bayern erfüllt damit eine wichtige Aufgabe modernen Mäzenatentums.
Die Beauftragung künstlerischer Leistungen erfolgt in der Regel durch Wettbewerbe, die von den Staatlichen Bauämtern ausgelobt werden. In „offenen“, „beschränkt offenen“ oder in „Einladungswettbewerben“ haben – zumeist in anonymen
Verfahren – mehrere Teilnehmer die Gelegenheit, Ideen zu entwickeln und diese in Konkurrenz mit anderen Künstlern zu zeigen. Der Auslober und künftige Nutzer erhält auf diesem Weg möglichst viele Anregungen und konkrete Gestaltungsvorschläge.
Das neue Kunstobjekt, das Bernd Stöcker an der Isarbrücke in Plattling realisieren wird, ist das Ergebnis eines solchen Wettbewerbs. Plattling wird damit wieder um ein wertvolles Kunstobjekt im öffentlichen Raum reicher.
Autor: Norbert Sterl, Leitender Baudirektor, Staatliches Bauamt Passau