Kunst am Bau

Eine „Welle“ aus Altglas für das NAWAREUM in Straubing

Das Staatliche Bauamt Passau wird mit der künstlerischen Gestaltung des Foyers im NAWAREUM, dem künftigen Beratungszentrum für Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien in Straubing, den Künstler Tom Kristen aus Weil bei Landsberg am Lech beauftragen. Einstimmig wählte das Gutachtergremium in einem anonymen Wettbewerbsverfahren aus neun eingereichten Arbeiten den Entwurf des gebürtigen Straubingers Tom Kristen zur Realisierung aus.

Tom Kristens Wettbewerbsarbeit ist eine großformatige „Welle“ aus rund 1000 steuerbar beleuchteten Altglasflaschen, die von der Decke abgehängt über dem Treppenraum schweben. Die „Welle“, wie er sein Werk auch genannt hat, konnte das Gutachtergremium durch seine Assoziationen an Leichtigkeit, Licht und Bewegung überzeugen, mit denen der Alltagsgegenstand Flaschenglas hier als Kunstskulptur in Szene gesetzt wird.

Das rund 4,0 Meter x 4,00 Meter x 2,40 Meter große Kunstwerk greift das Thema Recycling und Nachhaltigkeit auf und erschließt sich den Besucherinnen und Besuchern in Material, Worten und Zitaten, die auf die Flaschen aufgebracht werden. Auf dem Weg über die Foyer-Treppe in die Ausstellung im Untergeschoss wechseln die Perspektiven auf die Welle, dabei erscheint ein weiteres Potenzial des Kunstbeitrags, wenn die Welle von unten quasi als leuchtender Pixel-Bildschirm betrachtet werden kann.

„Aber nicht nur die Inszenierung der leuchtenden Glasflaschen-Welle als Innenraumgestaltung beeindruckte die Jury“, erklärt der Vorsitzende des Berufsverbands Bildender Künstler Niederbayern-Oberpfalz, Ludwig Bäuml, der die Gutachtersitzung als Vorsitzender leitete, „sondern auch die damit verbundene Wirkung als poetisches Kunstwerk nach außen bis hin zur Schulgasse“. Die Arbeit von Tom Kristen wurde daher von dem Gutachtergremium auch einstimmig zur Realisierung empfohlen.

Acht weitere Wettbewerbsarbeiten

Fünf skulpturale Objekte – ein Kiefernzapfen aus polierter Bronze, ein hölzerner Kaktus, eine Muschel aus Bardaglio-Marmor, eine Axt aus weißem Marmor, eine Flasche aus patinierter Bronze, auf umgedrehten Sockeln, von der Decke hängend
3D-Scans, gefertigt mit Fräsroboter

Claudia Comte, Berlin

Tief hängender Wald

Der Künstlerin zufolge beschäftigt sich das Werk mit Fragen im Zusammenhang mit der Erhaltung von Ökosystemen und der Bedeutung der ökologischen Vielfalt. Die Auswahl der Objekte deutet dabei auf spielerische Weise Themen an, die uns besonders betreffen: Unsere Umwelt wird in halsbrecherischer Geschwindigkeit und auf unkontrollierte Art und Weise verbraucht. Kein Teil des Planeten wird verschont, weder Wälder noch Wüsten oder Ozeane. Die ausgewählten Objekte beziehen sich daher auf die Bedeutung des Erhalts und der Aufforstung der Wälder, die Herausforderungen der Abholzung und Wüstenbildung, die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit den Wasserreserven und biomineralischen Fossilien, die uns an das Leben der Organismen erinnern, die unseren Planeten seit Millionen von Jahren bewohnen. Jede Skulptur erzählt ihre eigene Geschichte, zusammen tragen sie zu einem vielstimmigen Diskurs über Natur, menschliche Aktivitäten und aktuelle sowie zukünftige ökologische Herausforderungen bei.

Wasserbecken aus Stahl und Glas, 1500 mm x 8 mm, Gewicht: 215 kg, aufgehängt mit 3 Edelstahlseilen, ein am Boden verankerter Hohlspiegel

Dieter Förster, Apfeldorf

Der Wasserkreislauf als Vorbild für nachhaltiges Wirtschaften

Beim Schwimmem in einem Waldsee kam der Künstler auf die Idee, den Wasserkreislauf zu inszenieren und so das Thema Nachhaltigkeit aufzugreifen.
Ein Tropfen fällt ins Wasser und erzeugt ein Wellenmuster aus konzentrischen Kreisen. Dieses Detail aus dem Wasserkreislauf wird in starker Vergrößerung an die Decke projiziert. Dabei steht die Schönheit der Bewegung dieses Moments im Mittelpunkt. Die weiteren Phasen des Wasserkreislaufs von der Verdunstung und Kondensation bis zur Bildung neuer Regentropfen werden ebenfalls dargestellt.
Eine runde Glasscheibe mit einem Durchmesser von 1,5 m dient dabei als Boden eines flachen Wasserbeckens. Von der Decke fallen Tropfen in das Wasserbecken. Ein an der Decke montierter Scheinwerfer projiziert das Wellenmuster auf einen tiefer liegenden Hohlspiegel, der es nach oben reflektiert und an der Decke scharf abbildet.

3-teilige Installation: Mobile aus 6 Glasscheiben in unterschiedlichen Farben sowie 28 Postkarten, präsentiert vor Vliestapete mit Latex-Digitaldruck

huber.huber, Zürich

Unter den Wolken

Das Mobile nimmt das Thema der Farbbrechung bei Sonnenauf- und -untergängen auf. Die Intensität der Farben, aber auch die Farbnuancen des Himmels ändern sich laufend. Dasselbe geschieht bei den Scheiben, die über zwei Stockwerke hinweg zu schweben scheinen: Mal leuchtet eine Scheibe intensiv pink, wechselt zu orange und wird dann wieder glasklar. Je nach Sonnenstand verbinden sich die Farben mit der Architektur – der weiße, kristalline Baukörper wird durch das Licht partiell in den Tönen des Himmels eingefärbt.
Auf der Wand im Parterre sind Himmelsfragmente zu sehen. Der abgebildete Wolkenhimmel ist in hellen Grautönen gehalten. Gedanklich verbinden sich diese Wolkenelemente mit den Farben des Mobiles zu einem farbenprächtigen Morgen- oder Abendhimmel.
Diese Verbindung findet auch im dritten Element statt. Als Souvenir dürfen die Besucherinnen und Besucher Postkarten mit farbigen Wolkenmotiven nach Hause nehmen. Die Karten bilden zusammen auf einem langen Profil ein farbenfrohes Panoramabild.

Darstellung eines Fossils des „Homo Sapiens“, 142 x 235,7 x 11,5 cm

Solnhofer Jura Kalkstein, Gießbeton, Epoxidharz, Armierungseisen, Emaille und Acrylfarbe, Steinachs; gefasst in Stahlrahmen aus U-Profilen an die Decke montiert, Gesamtgewicht: 320 kg

Gerhard Mayer, Nürnberg

Homo Sapiens, Frühes Anthropozän

Der Homo Sapiens existiert seit ca. 200.000 Jahren. Prozesse der Fossilisation in Form von Einbettungen in Gesteinsschichten dauern Millionen von Jahren, weshalb es bislang keine menschlichen Fossilien in dieser Form gibt. Die für das Foyer des NAWAREUMs vorgeschlagene Arbeit ist eine naturalistische Darstellung eines eingebetteten Fossils, das unweigerlich in der Zukunft in ähnlicher Form existieren wird. Die Bezeichnung „Frühes Athropozän“ ist eine optimistische Aussage, da sie suggeriert, dass die Menschheitsgeschichte weitergeht und es auch noch ein Mittleres und Spätes Anthropozän geben wird. Also eine geochronologische Epoche, in der die Menschheit zum wichtigsten Einflussfaktor auf biologische, geologische und atmoshpärische Prozesse der Erde geworden ist.
Diese reliefhafte Darstellung ist dem Künstler zufolge ein Blick zurück aus der Zukunft in unsere heutige Gegenwart, in der sich die Menschheit an einem Scheideweg befindet, an dem möglicherweise verhandelt wird, wie das weitere Schicksal von Mensch und Natur aussehen wird. Das NAWAREUM als zentraler Informations- und Erlebnisort für Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien leistet seinen unmittelbaren Beitrag zu diesen Fragestellungen.

Mobile aus drei zueinander im ausbalancierten Verhältnis stehenden Kugeln aus schwarz patiniertem Bronze, sandgestrahltem Bronze und Blei gefülltem Aluminium, getragen von einer Edelstahlaufhängung – 340 x 320 x 320 cm

Michael Sailstorfer, Berlin

System

Die eigenständige Materialität und Oberflächenbeschaffenheit der Globen ist dem Künstler zufolge das Ergebnis eines vielschichtigen Produktionsprozesses: Wachsmodelle von drei Kugel werden in maßgerecht gefertigte Bienenkästen gehängt. Honigbienen bauen inselförmige Waben auf den wächsernen Oberflächen, diese dienen schließlich als Gussvorlage für drei Körper aus Bronze und Aluminium. Als Mobile zusammengefügt bilden die ausbalancierten und daher im wechselseitigen Bezug zueinander stehenden Einzelkomponenten das eigenständige „System“. Durch seine Positionierung im Luftraum des Museums weckt es Assoziationen an Planetenstrukuturen, die sich zu einem Sonnensystem vereinen.
Der Herstellungsprozess dieses Kunstwerks folgt dem Künstler zufolge der Zielsetzung des NAWAREUMS als praxisnaher Informations- und Erlebnisort für Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien: Um die Wachskörper zu formen, wenden die Honigbienen viel Energie auf: Sechs bis acht Kilogramm Honig werden für die Erzeugung von einem Kilo Bienenwachs benötigt. Diese Energie wird von den Insekten in der Wabenstruktur gespeichert und so im Kunstwerk konserviert.

skulpturale Installation, 49-teilig, Pappelholz, Acrylfarbe ultramarinblau; jedes Ruder 4,90 m lang, mit der Kettensäge ausgeschnitten aus Pappelstammholz

Nikodemus Löffl, Zaglmühle

eintauchen

Von der Brettstapeldecke des Luftraums hängen 49 blaue Ruder über dem Treppenauge. Die formale Klarheit und zugleich spielerische Leichtigkeit des Materials harmonieren mit der offenen Architektur des Raumes. Die Intensität des Ultramarinblau korrespondiert mit den Holzoberflächen, den weißen Wänden, den erdigen Farbtönen im Kassenbereich, und setzt dabei einen selbstbewussten Farbklang, der den Beginn des Ausstellungsbereiches markiert: Wir können „eintauchen“ in das Erlebnis Museum.
Auch das Eintauchen in Unbekanntes, Unsichtbares, wird durch das Symbol der Ruder thematisiert. Es steht dabei ebenso für das Erforschen neuer Bereiche und Zusammenhänge, wie als Metapher für das Verlassen überkommener Standpunkte und Sicherheit, das Aufbrechen zu neuen, nachhaltigen Prozessen.
So steht das Ruder, eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit, hier auch für ein Umsteuern im Umgang mit Energie und Rohstoffen, für ein naturverträgliches Wirtschaften und ein fachübergreifendes Forschen im Bereich erneuerbare Energie und nachwachsende Rohstoffe.
Beim Umrunden der hängenden Skulptur ergeben sich in der Ansicht ständig neue, unterschiedliche grafische Strukturen und Durchblicke. Wenn ein leichter Luftzug die Ruder erfasst, werden sie lebendig.

3 große Quader mit in Plastik eingeschweißten Ausschnitten aus der Natur, auf Europapaletten im Treppenhaus schwebend; Abformung von Geländeoberflächen und Bodenprofilen aus Europaletten, Epoxidharz und Acrylfarbe, thermisch verformtes Hart-PVC als „Folie“

Ulrich Stolz, Regensburg

Einmal Erde

Städte, Dörfer, Anbauflächen, Müllkippen, Straßen und Kraftwerke bedecken sichtbar ein Viertel der weltweiten Landfläche. Nur an äußerst unzugänglichen Orten wie den Wüsten, den Polen, im Hochgebirge und in einigen Waldgebieten findet sich noch so etwas wie Wildnis. Die Böden sind zunehmend versiegelt, die Ozeane übersäuert, die Luft verschmutzt, Arten sterben aus, Monokulturen dominieren. Die Bevölkerung wächst unaufhaltsam.
Mit seiner Installation gibt der Künstler bruchstückhaft Einblick in Geländeoberflächen und Bodenprofile eines Waldes, Flussbettes und Straßenrandes. Durch die Bewegung des Besuchers im Raum werden immer wieder neue Perspektiven und Entdeckungen ermöglicht. Bei genauerer Betrachtung finden sich unter anderem Fische, Pilze, aber auch Spuren des Menschen.
Der Künstler wirft mit seinem Werk die Frage auf, welchen Wert das Produkt Erde hat und wie sich die Ressource am besten nutzen lässt. Dabei stellt die Skulptur auf spielerische Art das Ausmaß des menschlichen Einflusses und das Verhältnis des Menschen zur Umwelt dar. Sie soll Anreiz zur Diskussion und zum Nachdenken geben.

Schwarzweiß-Fotografien von Fichtenwäldern, UV-Direktdruck auf Acrylglas; 3-teilig: 5-eckiger Baumturm, Wandgemälde 6 x 4,24 m; Wandgemälde 6 x 4 m

Vogt Boerboom, Münsing

Nachwachsen

Die großen, schwarzweißen Fotografien von Fichtenwäldern nehmen direkten Bezug zur Fassade des Gebäudes und dem verbauten Holz im Museum. In der künstlerischen Arbeit ist das Holz bzw. der Baumstamm nicht nur Roh- und Baustoff, sondern auch Ausgangspunkt einer weiteren kreativen Bearbeitung. Dem Künstler zufolge ist er „Stoff für phantasievolles Weiterdenken“.
Dieses Weiterdenken geschieht mit Schnüren, die grafische Elemente des Motivs aufnehmen und aus dem Ausschnitt des Bildes hinausführen. Sie sprengen den engen Rahmen des Formats, wachsen darüber hinaus, sowohl in der Fläche als auch in den Raum hinein. Sie durchdringen das Motiv, so wie jede wissenschaftliche und emotionale Annäherung an ein Thema das Subjekt erforscht, „durchforstet“, um es schließlich weiter zu treiben und neu zu denken.
Ein Pentagramm bildet die Grundform des Baumturms. Das Fünfeck ist wegen seines goldenen Schnitts in der Natur weit verbreitet. Es ist Symbol für Gesundheit, für den Planeten und die Göttin Venus und stellt mit seinen fünf Ecken die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde dar, überragt vom Geist. Die Höhe des Turms ist so gewählt, dass der obere Teil bereits beim Betreten des Museums gut zu sehen ist.

Acht weitere Künstler hatten Wettbewerbsarbeiten eingereicht: Claudia Comte aus Berlin, Dietrich Förster aus Apfeldorf, Huber & Huber aus Zürich (CH), Gerhard Mayer aus Nürnberg, Michael Sailstorfer aus Berlin, Nikodemus Löffl aus Zaglmühle, Ulrich Stolz aus Regensburg sowie Vogt Boerboom aus Münsing hatten ebenfalls Vorschläge für die künstlerische Gestaltung des Foyers im NAWAREUM ausgearbeitet, die die Wettbewerbsaufgabe mit hoher Qualität in vielfältige Gestaltungsideen umsetzten.

Texte: Claudia Comte, Dietrich Förster, Huber & Huber, Gerhard Mayer, Michael Sailstorfer, Nikodemus Löffl, Ulrich Stolz, Vogt Boerboom
Fotos: Dr. Barbara Neff / Dr. Bernhard Widmann

Die Jury

Neben Ludwig Bäuml als Vorsitzendem beurteilten die eingereichten Arbeiten auch der Künstler Manfred Mayerle aus München, Ltd. Landwirtschaftsdirektor Dr. Bernhard Widmann, Dr. Barbara Neff und Peter Turowski als Vertreter des Technologie- und Förderzentrums im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe Straubing, des Weiteren Ministerialrat Dr. Werner Ortinger für das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Dipl.-Wirtsch.-Ing. Martin Beer für das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Architekt Thomas Eckert für Dömges Architekten AG Regensburg, Dipl.-Ing. Sebastian Hübsch für Holzer Kobler Architekturen GmbH Berlin, Ltd. Baudirektor Bernhard Kohl für die Regierung von Niederbayern und Leitender Baudirektor Norbert Sterl für das Staatliche Bauamt Passau, das den Kunstwettbewerb im Rahmen der Neubaumaßnahme für das NAWAREUM in Straubing ausgelobt hatte.

Um die Sitzung des Gutachtergremiums als Präsenzveranstaltung zu ermöglichen, waren auf der Baustelle die Vorgaben der Corona-Arbeitsschutzverordnung und weitere Regelungen des Schutz- und Hygienekonzepts zu beachten. Unter anderem mussten alle Teilnehmer vor Beginn der Sitzung einen Schnelltest durchführen.

Kunst am Bau

Rund 120.000 Euro hat der Freistaat Bayern im Rahmen der Baumaßnahme für Kunst am Bau zur Verfügung gestellt. Die Gesamtbaukosten der Baumaßnahme betragen einschließlich der Museumseinbauten 27 Millionen Euro, die von den Bayerischen Staatsministerien für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gemeinsam finanziert werden.

„Kunst am Bau“ ist für den Bereich Hochbau der Bayerischen Staatsbauverwaltung ein integraler Bestandteil der staatlichen Bauaufgabe, ein Element von Baukultur. Die Selbstverpflichtung des Freistaates Bayern, Aufträge an bildende Künstler zu vergeben, ist in den Richtlinien für die Durchführung von Hochbauaufgaben des Freistaates Bayern (RLBau) geregelt, einer Gemeinsamen Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr und des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat. Darin findet sich die Festlegung, dass bei bedeutenden Baumaßnahmen im staatlichen Hochbau auch „Aufträge an bildende Künstler“ vorzusehen sind. Die Zweckbindung „für Aufträge an bildende Künstler“ verbietet den Ankauf von Kunstwerken bei Dritten, also im Kunsthandel und in Galerien. Zielsetzung bei der „Kunst am Bau“ ist es, in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst mit Planern und Künstlern gemeinsam Lösungen für spezielle Raumsituationen zu entwickeln. Kunstwerke ohne örtlichen Bezug zu Bauwerk, Standort und Umfeld anzukaufen, d. h. „fertige Kunst“ zu sammeln, ist dagegen Aufgabe von Museen und Sammlungen, die die Werke meist auch in einem neutralen Umfeld präsentieren.

‚Kunst am Bau‘ ist eine gezielte Förderung durch den Staat, um den Entfaltungsraum und die hohe Qualität zeitgenössischer bildender Kunst zu erhalten, mit dem Anspruch, ein breites Publikum zur Beschäftigung mit „Kunst am Bau“ anzuregen. Natürlich hat ‚Kunst am Bau‘ auch eine finanzielle Förderung bildender Künstler zum Ziel. Der Freistaat Bayern erfüllt damit eine wichtige Aufgabe modernen Mäzenatentums.

Die Beauftragung künstlerischer Leistungen erfolgt in der Regel durch Wettbewerbe, die von den Staatlichen Bauämtern ausgelobt werden. In „offenen“, „beschränkt offenen“ oder in „Einladungswettbewerben“ haben – zumeist in anonymen Verfahren – mehrere Teilnehmer die Gelegenheit, Ideen zu entwickeln und diese in Konkurrenz mit anderen Künstlern zu zeigen. Der Auslober und künftige Nutzer erhält auf diesem Weg möglichst viele Anregungen und konkrete Gestaltungsvorschläge.

Das neue Kunstobjekt, das Tom Kristen im NAWAREUM in Straubing realisieren wird, ist das Ergebnis eines solchen Wettbewerbs. Straubing wird damit wieder um ein wertvolles Kunstobjekt im öffentlichen Raum reicher.

Autor: Norbert Sterl, Leitender Baudirektor, Staatliches Bauamt Passau