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Im Interview

Die schönsten Gespräche ergeben sich bei einem Haferl Kaffee oder Tee. Heute trinkt die PNP „eine Tasse mit…“ Gerhard Heigl (57) und Markus Auberger (48) von der Straßenmeisterei Passau des Staatlichen Bauamts. Der Dienststellenleiter und der Straßenwärter sorgen bereits seit über 30 Jahren für verkehrssichere Straßen – speziell im Winter. Sie sprechen über die Vor- und Nachteile ihrer Arbeit, deren Wandel sowie die Unvernunft der Autofahrer.

© Krenner / PNP

Herr Heigl, Herr Auberger, wir führen das Interview jetzt um 7 Uhr morgens. Wie lange sind Sie schon auf den Beinen?
Markus Auberger: Weil wir die Straßen wegen der Glätte schon am Vorabend gestreut haben und es nicht geschneit hat, hatten wir keine Frühschicht. Somit ist es für uns der reguläre Arbeitsbeginn.
Gerhard Heigl: Falls es in der Nacht aber möglicherweise glatt wird oder schneit, haben wir den „Einsatzleiter Früh“, der sich ab 2 Uhr ein Bild von der Lage macht und unsere Fahrer anruft, wenn gestreut werden muss.
Auberger: Das ist dann bei Glätte gegen 3 Uhr, bei Schneefall schon früher – zwischen 2 bis 2.30 Uhr.

Um diese Zeit aufzustehen wäre für die meisten sicher ein Albtraum…
Auberger: Mir macht das nichts aus und es ist auch nicht anstrengend oder belastend. Das gehört einfach dazu. Dafür haben wir ja auch feste Einsatzpläne, so dass man sich darauf einstellen kann, möglicherweise aus dem Bett geklingelt zu werden.

Das bedeutet konkret: Wie bereitet sich die Straßenmeisterei auf möglicherweise auftretende Glätte oder Schneefall vor?
Heigl: Die Einsatzleiter und ich haben die Wettervorhersage natürlich immer sehr genau im Blick. Wenn wie zuletzt Glätte und gegebenenfalls auch Schnee vorhergesagt sind, dann teilen wir in der Regel vier Mitarbeiter zur Bereitschaft ein – für jedes unserer Fahrzeuge. Vier Mitarbeiter zur Frühschicht und vier zur Spätschicht und bei andauerndem Schneefall auch zur Nachtschicht. Die müssen dann Tag und Nacht parat sein. Unterstützt werden wir aber oft auch noch von vier privaten Unternehmern.

Alleine schafft man es also gar nicht…
Auberger: Die haben uns schon immer unterstützt, weil wir ja ein großes Gebiet abdecken müssen – teilweise bis Windorf und südlich fahren wir ab und zu sogar bis nach Tutting.

Wie viel Personal steht denn der Straßenmeisterei des Staatlichen Bauamts zur Verfügung?
Heigl: Schon seit Längerem sind wir eine rund 20-köpfige Mannschaft. Natürlich wäre es nicht schlecht, wenn wir mehr Mitarbeiter hätten, aber unsere Mitarbeiterzahl ist aus wirtschaftlichen Gründen und im Sinne der Sparsamkeit begrenzt. Die Bewerberzahl ist, wie in anderen Branchen auch, zurückgegangen, wir haben nicht mehr die Masse an Bewerbungen wie vielleicht vor zehn bis 15 Jahren.

Das heißt?
Heigl: Aktuell haben wir zwei Auszubildende zum Straßenwärter. Wir hoffen natürlich, dass das in den nächsten Jahren wieder mehr werden. Denn sicherlich ist es nicht für jeden etwas, bei Wind und Wetter draußen zu sein. Dafür ist es aber eine sehr sichere Arbeitsstelle beim Staat und die Aufgaben sind sehr vielseitig. Übrigens bekommen Azubis den Lkw-Führerschein bezahlt und wenn sie noch keinen Autoführerschein haben, auch diesen. Das ist schon ein echtes Zuckerl.

Wie sind Sie denn damals zu dem Beruf gekommen?
Heigl: Über einige Umwege: Eigentlich habe ich Steinmetz gelernt, war dann aber Zeitsoldat bei der Bundeswehr, ehe ich mich 1994 entschieden habe, eine Umschulung zum Straßenwärter zu machen. Irgendwann hat mich mein damaliger Chef dazu überredet, in jeweils zwei Jahren zuerst noch eine Weiterbildung zum Bautechniker und dann die Ausbildung zum Straßenmeister zu machen. Mittlerweile bin ich seit 14 Jahren Dienststellenleiter hier in Passau.
Auberger: Straßenwärter war eigentlich seit der Kindheit mein Traumberuf. Schon mein Papa hat in der Passauer Straßenmeisterei gearbeitet. Also habe ich 1992 direkt nach der Schule eine Ausbildung zum Straßenwärter begonnen und bin es seither mit Leidenschaft.

Was macht Ihnen so Spaß?
Auberger: Eigentlich alles. Die Abwechslung bei den Aufgaben.
Heigl: Ahge, sag‘s doch: Du fährst mit Leib und Seele Unimog. Am liebsten würdest Du drin schlafen (lacht).
Auberger: (lacht) Ja, das stimmt. Ich verbringe im Jahr, glaube ich, mehr Zeit im Unimog als in meinem eigenen Auto. Allgemein: Die vielen Fahrzeuge, Maschinen und Geräte faszinieren mich einfach.

Weil Sie die Vielseitigkeit der Aufgaben angesprochen haben: Was fällt denn darunter?
Auberger: Wir bessern Schlaglöcher aus, reparieren kaputte Leitpfosten oder -planken, pflegen das Gehölz an den Fahrbahnrändern. Im Sommer mähen wir zudem das Gras und im Winter streuen wir eben Salz oder räumen den Schnee beiseite.
Heigl: Wir müssen aber auch mal zu schweren Unfällen ausrücken und Ölspuren beseitigen oder zum Hochwasser. Grundsätzlich ist unser Ziel, die Straßen frei und verkehrssicher zu halten.

Für welche Straßen sind Sie da grundsätzlich zuständig?
Auberger: Als Staatliche Straßenmeisterei hauptsächlich für die Bundesstraßen – also in Passau für die B 8, B 12, B 85 und B 388. Wir kümmern uns zum Beispiel aber auch um die Fahrbahn der Schanzlbrücke. Für die Gehwege und die Straußbrücke ist die Stadt Passau zuständig. Selbstverständlich unterbrechen wir unseren Winterdienst auf der Fahrbahn der Straußbrücke nicht.
(Ergänzung: Außerhalb des Stadtgebiets fallen auch die Staatsstraßen in die Zuständigkeit des Staatlichen Bauamts und somit der Straßenmeisterei)

Das sind die Hauptverkehrsadern. Damit tragen Sie ja auch eine enorme Verantwortung.
Heigl: Sicherlich. Und wir tun unser Bestes, um unser oberstes Ziel, freie Straßen, auch zu erreichen. Wenn das mal bei einer starken Wetterlage nicht klappt, dann beschweren sich die Leute bei uns. Aber wir haben eben nur begrenzte Kapazitäten und können nicht überall sein. Die Umlaufzeit beträgt nun mal zwei Stunden, bei Schnee sogar drei. In der Stadt ist zudem auch oft der Verkehr das Problem, weil auch wir im Stau stecken. Dann hilft es nun mal nichts und man muss vorsichtiger fahren.
Auberger: Manche sind aber trotzdem bei Glätte und Schnee mit einem Tempo wie im Sommer unterwegs. Mittlerweile kennt da die Unvernunft mancher Autofahrer keine Grenzen mehr – einige überholen sie uns sogar, obwohl wir ihnen den Weg ja eigentlich frei machen.

Da ist es ja fast gut, dass die Winter rund um Passau nicht mehr so wie früher sind. Wie stark hat sich dadurch Ihr Beruf verändert?
Heigl: Die Räumeinsätze haben sich sicherlich um rund 50 bis 60 Prozent reduziert. Mittlerweile konzentriert es sich eben mehr aufs Glatteis und wir streuen viel mehr.
Auberger: Meinen ersten Räumeinsatz hatte ich in diesem Winter erst vergangene Woche, eine Nachtschicht hatte ich, glaube ich, noch gar nicht. Früher hat es damit teilweise schon Mitte Oktober begonnen.

Können Sie sich noch an einen besonders starken Winter erinnern und wie es damals war?
Auberger: Einer der stärksten war sicherlich 2005/06: Da sind wir in einer Tour hin und her gefahren. In unsere Räumfahrzeuge passen etwa drei Kubikmeter Salz und 3000 Liter Sole, also Salzwasserlösung. Davon brauche ich an normalen Glatteis-Tagen vielleicht die Hälfte. Damals habe ich das mehrmals am Tag auffüllen müssen. Irgendwann haben wir gar nicht mehr gewusst, wohin wir den Schnee noch räumen sollen.

Wünschen Sie sich solche Winter wieder zurück?
Beide: Zumindest der Winter heuer darf auf jeden Fall gerne noch strenger werden.